Burg Guardaval

Die Entstehungszeit der Burg ist aus schriftlichen Nachrichten zu erschliessen: Bischof Volkard von Neuburg liess die Burg in den Jahren 1237-1251 erbauen.

Am Aufstieg zur Ruine im Hang sieht man heute noch markante künstliche Terrassierungen, die eventuell den Standort eines zur Burg gehörenden Versorgungshofes bezeugen.

Das Areal der Burgruine war lange Zeit (ca. 1880-1935) durch den Bautrakt eines Restaurants beeinträchtigt worden, bis dieses anlässlich einer Renovation des historischen Mauerwerkes beseitigt wurde.
Der Turm bildete offenbar das beherrschende Bauwerk der Burg, er stand ursprünglich frei.
Im Innern des Turms findet man Schartenfenster mit schräger Bank, keine Spuren von Bewohnbarkeit.

In Turmnähe sind Reste eines langgestreckten, einmal querunterteilten Traktes, evtl. Wohnräume.
Während der Bauzeit von vierzehn Jahren mussten die Engadiner auf Druck der Vögte Frondienst leisten und Baumaterial liefern. Auch später mussten sie für den Unterhalt der Burg sorgen und den Zehnten abliefern.

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Guardaval war nie Sitz oder Eigentum eines Adelsgeschlechts, sondern ein rein bischöflicher Verwaltungssitz besonders für die Erhebung von Zöllen – nämlich für den grossen und kleinen Zoll. Nur vorübergehend übergab der Bischof die Burg zu Dienstrecht – auf jederzeitigen Widerruf – dem bischöflichen Amtmannsgeschlecht, der Planta von Zuoz. Die Familie Planta war von 1377-1382 Verwalterin der Burg Guardaval.

In den Jahren 1930 bis 1935 wurde die Burg an Wochenenden im Sommer als Restaurant betrieben. Ein mechanisch betriebenes Grammophon und ein wenig Alkohol liessen beim Tanzen die Gemüter manchmal heftig erhitzen.

Das machtpolitische Umfeld der Burg Guardaval

In der spätrömischen Zeit waren Graubünden und der Vinschgau Teil der römischen Provinz Raetia Prima mit dem Hauptort Chur. Die politische Verwaltung lag in Händen eines von Rom eingesetzten «Preses». Chur war aber auch Sitz eines Bischofs. Nach Niedergang des römischen Reichs vereinigte der Bischof die weltliche und kirchliche Macht. Durch die Entwicklung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation beidseitig der Alpen gewannen die Bündner Alpenpässe stark an Bedeutung.

 

In diesem Zusammenhang ist auch die verkehrstechnische Bedeutung der Burg Guardaval zu sehen. In Madulain engte der Inn seinen Lauf und bildete dadurch die einzige Stelle, die für einen Brückenbau geeignet war. Bei der Querverbindung durch das Engadin über die wichtigen Alpenpässe, (Reschenpass und Julier/Septimer) spielte die Brückenstelle von Guardaval eine wichtige Rolle. Dort teilten sich die Wege in Richtung Albula über die Albulastrasse sowie in Richtung Chamues-ch und weiter durch das Chamueratal entweder durch das Livignotal oder die Val dal Fain und über den Berninapass ins Veltlin. Oberhalb der Kirche Chamues-ch teilte sich der Weg erneut: nach rechts über den Chamuerabach und weiter hochwassersicher über Champesch-Isellas Richtung Pontresina-Berninapass.

Diese Verkehrssituation prädestinierte Madulain zu einer Strassen- und Brückezollstelle und vom Standort der Burg Guardaval konnte der ganze Verkehr Richtung Zuoz, Richtung Albula und Richtung Chamues-ch beobachtet und kontrolliert werden.

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